väter aktiv

Miteinander gegen häusliche Gewalt

Die negativen Auswirkungen jahrhundertelanger patriarchaler Gesellschafts-strukturen auf Frauen und jenem Teil der Männer, welcher sich nicht damit identifizieren bzw. deren Normen nicht entsprachen sind für uns als „väter aktiv“ ebenso unbestritten wie die fast ausschließliche männliche Täterschaft, bei schweren, tödlichen und sexualisierten Gewalttaten.

Wir setzen uns dafür ein, dass JEDER Mensch ein gewaltfreies Zuhause hat und ALLE Gewaltopfer, gleich welchen Geschlechts, ernst zu nehmen sind und ihnen adäquate Hilfe anzubieten ist. Wir möchten mit diesem Input zu einer respektvollen und gegenseitig bereichernden Diskussion zwischen den Geschlechtern beitragen, um schneller zu besseren Lösungen und Maßnahmen zur Verringerung bzw. Vermeidung von Gewalt zu finden

Gewalt hat viele Gesichter:

Häusliche Gewalt, im engeren Sinn interpartnerschaftliche Gewalt, hat verschiedene Ursachen und verschiedenen Formen / Intensitäten

  1. Morde / Femizide
  2. Vergewaltigungen
  3. schwere körperliche Gewalt: Drohung mit Waffe, Tritte, Schläge, Stöße, beißen, kratzen, … meist mit Verletzungsfolge)
  4. leichte körperliche Gewalt: Ohrfeige, hart anfassen, bewerfen, nötigen, aussperren, …
  5. psychische Gewalt: Beschimpfungen, Beleidigungen, Demütigungen, Drohungen / Einschüchterungen, Anschreien, aber auch (Androhung) falsche(r) Anschuldigungen (mit massiven Konsequenzen)
  6. emotionale bzw. soziale Gewalt: Vernachlässigung, Liebesentzug bzw. übermäßige Kontrolle oder Verfügungsgewalt, (übermäßige) Eifersucht
  7. ökonomische (finanzielle Abhängigkeit, …) bzw. strukturelle Gewalt: Spüren lassen finanzieller Abhängigkeit, (übermäßige) Kontrolle von Ausgaben, / Diskriminierung im Bereich der Institutionen, der Wirtschaft, des öffentlichen Lebens
  8. nicht gewaltfreie Kommunikation (Belehrungen, Befehle, Forderungen, verurteilen, „predigen“…)

* Verfügungsgewalt als Deutungsmacht(gefälle): der hauptsächlich betreuende Elternteil mit seiner über das Kind verfügenden Macht direkt oder indirekt den getrennt lebenden Elternteil ausschalten möchte und vorgibt bzw. tatsächlich davon überzeugt ist, dies im Sinne des Kindeswohls zu tun

es zeigt sich, dass wir (leider) nicht in einer gewaltfreien Gesellschaft leben und jede/jeder von uns Gewalt in unterschiedlichen Formen und Intensitäten ausübt und erleidet. Sie eskaliert zumeist im Rahmen einer Konfliktdynamik, deren Durchbrechen schweres Leid verhindern hilft 

In der ASTAT Wertestudie von 2006 gilt „als „Gewalt“ … hier jede Handlung (oder die Androhung einer solchen), die eine Person begeht, um einer anderen Person Schaden zuzufügen oder um diese zu zwingen, etwas zu tun (oder nicht zu tun), wobei der Wille der anderen Person nicht beachtet bzw. sogar missachtet wird.“ Das gilt für eine übergriffige sexuelle Handlung ebenso wie für die Unterbindung einer Beziehung (z.B. zu den Kindern). In beiden Fällen geht es um (asymmetrische) Machtausübung: Hegemonie und Unterordnung.

Ursachen für Aggressionen, positive und negative Aspekte von Aggression

Arturo Sica, Psychologe und Psychotherapeut (Ausbildner für Anti Gewalt Training) sieht Aggression (und damit auch gewalttätiges Verhalten) immer als ein Zeichen der Verletzung von Grenzen, die Form hängt von sozialen Normen, von der Identitätsstärke, der subjektiven Einschätzung seiner Lebenssituation bzw. –biografie (früher erlittene Gewalt) sowie Unterstützungsressourcen ab. Auch die traditionelle Rollenaufteilung im Haushalt ist nach einer Studie des deutschen Frauenministeriums ein Risikofaktor. Je gleichmäßiger Hausarbeit und Einkommen zwischen Mann und Frau verteilt ist, umso seltener tritt Gewalt in den Beziehungen auf.

Für ihn ist Wut und Zorn die Reaktion auf (den Schmerz der) Ablehnung und Unverständnis, welche eine Angst des Identitäts- bzw. Statusverlust (z.B. Vaterrolle) hervorruft. Es ist immer ein Hilferuf zur Beachtung, wie wir ihn auch aus psycho-pädagogischen Begleitung (extrem) aggressive Kinder kennen. Männer sind Menschen und verletzbar (Richard Schneebauer), können aber Schwäche und Hilfsbedürftigkeit auf Grund von Erziehung und Sozialisation gar nicht oder nur sehr schwer spüren, zulassen bzw. ausdrücken und wählen daher die Aggression. 

Ein Verstehen der Ursachen von Aggression und Gewalt bedeutet keinesfalls ein Rechtfertigen, ermöglicht aber das Finden von effektiven Formen der Prävention bzw. Deeskalation.

Bei einem Teil der Tatverantwortlichen ist Gewalt eine ständige „Lebensbewältigungsstrategie“ beim anderen Teil Zeichen einer „situativen Überforderung“ in Konfliktsituationen.

Bei der Hälfte handelt es sich um einmalige Vorfälle mit einem Unrechtsbewusstsein bzw. Einsicht, bei der anderen Hälfte um ein (falsches) generelles Problembewältigungskonzept

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Einen weiteren wichtigen Aspekt erbrachte die Auswertung von 50 Studien über Bewohnerinnen in Frauenhäusern (USA und Kanada) durch drei Forscherinnen. In mehr als der Hälfte aller Fälle interpartnerschaftlicher Gewaltsituationen sind beide Geschlechter Täter*innen und Opfer !!!

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In Südtirol finden sich Daten in der Werte Studie des ASTAT 2006

In der Mehrheit der Fälle gibt es keine konkreten Auslöser für gewalttätige Episoden

  • 40,5% ohne äußeren Anlass
  • 11,1% der Fälle nach der Geburt eines Kindes
  • 8,2% der Fälle nach der Heirat
  • 7,9% der Fälle nach dem Trennungsentschluss des Partners. 
  • 5,9% der Fälle nach dem Zusammenziehen des Paares

7,2% der Männer und 8,2% der Frauen behaupten, mit ihrem derzeitigen Partner irgendeine Form körperlicher Gewalt erfahren zu haben. In zumindest einigen dieser Fälle waren die Situationen so gravierend, dass die Opfer die Polizei eingeschaltet (10,7%) bzw. medizinische Hilfe in Anspruch genommen haben (10,2%). In nur rund der Hälfte dieser Vorfälle wurde aber Anzeige erstattet (5,9%). Etwas mehr als ein Viertel der Betroffenen (27,9%) wandte sich an Hilfseinrichtungen wie Familienberatungsstellen, Sozialdienste, Frauenhäuser, Rechtsberatung usw. Es handelt sich hier vorwiegend um Frauen (70,5% der Hilfesuchenden sind weiblich), obwohl in etwa gleich viel Frauen wie Männer von Gewalterlebnissen berichten.

Einige Ergebnisse der Gewaltforschung im deutschsprachigen Raum

Eine aktuelle Dunkelfeldstudie des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 2020 zeigt, dass im Laufe ihres Lebens 2.555 der befragten Männer* (22,2 %) und 3.518 der befragten Frauen* (28,9 %) Gewalt in der Partner*innenschaft erfuhren.

Nach der Kriminalstatistische Auswertung zur Partnerschaftsgewalt des deutschen Bundeskriminalamts 2019 sind (19 % = 26.889) Personen männlichen Geschlechts. Im Jahr 2020 wurden 359 Frauen und 101 Männer (Opfer von Tötungsdelikten: vollendete und versuchte Delikte) bzw. 139 Frauen und 30 Männer wurden durch ihre aktuellen oder ehemaligen Partner oder Partnerinnen getötet. Im Zeitraum 2000 – 2004 wurden in der Schweiz 54 Männer Opfer tödlicher Gewalthandlungen einer (ehemaligen) Partnerin. Nicht beinhaltet ist die Anzahl der Suizide nach Trennungen.

Eine Meta Studie über 17 Arbeiten aus verschiedenen Ländern von Kolbe & Büttner, Häusliche Gewalt gegen Männer. Prävalenz und Risikofaktoren im Deutsches Ärzteblatt nennt folgende Zahlen

Männer als Opfer: 

7,3 und 37 % bei psychischer Gewalt

3,4 und 20,3 % bei körperlicher Gewalt

0,2 und 7 % bei sexualisierter Gewalt

Gewalterleben aus männlicher Perspektive

In der bisherigen Beratungspraxis hatten wir verschiedene Fälle von interpartnerschaftlichen bzw. häuslichen Gewalt. Zwei Fälle in denen Väter Täter waren, gab es entweder schon eine Betreuung durch die Caritas oder wurde diese empfohlen bzw. weitergeleitet. Die folgenden Beispiele von Vätern als Opfer sollen einen Einblick geben, sie sind keinesfalls repräsentativ. Es gab mehrere Gewaltepisoden im Zusammenhang mit einer psychischen Krise bzw. Erkrankung der Mutter (in einem Fall Hammerattacke im Schlaf, in einem anderen Fall Gewalttätigkeiten gegenüber den Kindern, dem Partner und dessen Familie). In anderen Fällen ging es um eine Bedrohung mit einem Messer während eines Streits, Faustschläge auf den Rücken, Schläge und Tritte … in einigen Fällen sind neben den Kindern andere Familienangehörige bzw. Nachbarn Zeugen. 

In vielen Fällen haben wir es mit unwahren oder überzogenen Anschuldigungen zu tun, welche sehr oft massive Konsequenzen nach sich ziehen. Anschuldigung von Vergiftung bzw. Vergewaltigung (im Rahmen der og. psychischen Krise), trotzdem keine Spuren von der Sanität gefunden wurde bzw. eine gynäkologische Untersuchung verweigert wurde, ist diesen Anschuldigungen in der ersten Gerichtsverhandlung geglaubt worden und der Vater, welchem im zweiten Gerichtverfahren das alleinige Sorgerecht zugesprochen wurde, musste neben der Verzögerung des Schutzes für sein Kind auch noch einen fünfstelligen Betrag an Gerichtskosten zahlen. In einem anderen Fall gab es eine Anschuldigung wegen Gewalt gegen Sachen, welche sich umgehend aufklären ließ (den Schaden hat jemand anderes verursacht). Trotzdem erfolgte eine Mitteilung des Sprengels ans Jugendgericht. Im dritten Fall geht es Anschuldigungen der Gewalt gegen Sachen und Partnerin, nach psychischer / verbaler Gewalt der Partnerin. Es wird ein Annäherungsverbot ausgesprochen und ein Anti Gewalt Training vorgeschrieben. Der Vater, der beteuert das diese eine Ausnahmesituation war, fühlt sich bei den Gesprächen im Sprengel nicht gehört und gerät in Suizidgefahr. Bei der Anhörung der Kinder vor dem Jugendgericht wünschen Kinder wieder Kontakt zum Vater. Nach einer Überprüfung wird das Annäherungsverbot widerrufen, die Familie zieht wieder zusammen und die Frau erklärt, dass die Vorwürfe falsch waren. Im vierten Fall erfolgt eine Wegweisung wegen eines Klapps auf Po eines Kindes. Die Kinder finden diese Maßnahme unangemessen, vermissen den Vater, schicken ihm schicken traurige SMS, leider wird der Kontakt in den folgenden Jahren immer geringer und auch emotioneller aufgeladen. Mit Unterstützung von väter aktiv kommt wieder ein minimaler regelmäßiger Kontakt zu Stande.

„Männer geben nur selten zu, von der eigenen Partnerin misshandelt worden zu sein und neigen eher dazu, die an ihnen ausgeübte Gewalt zu bagatellisieren. Aus Scham sind sie oftmals nicht bereit, Hilfe Außenstehender anzunehmen. Psychische Gewalt erleben Männer von ihren Partnerinnen in Form von Kränkungen und Demütigungen verbaler Art. Als besonders bedrohlich wird das In-Frage-Stellen der eigenen Männlichkeit erlebt“ (Männerinfo A

Männliche Opfer von Gewalt fühlen sich, ebenso wie weibliche Opfer, mitschuldig und verantwortlich für die erlebte Gewalt. In einem höheren Ausmaß als Frauen müssen Männer zudem fürchten, dass ihnen niemand Glauben schenkt. Gewaltbetroffene Männer, vor allem im Bereich häuslicher Gewalt, haben ein großes Glaubwürdigkeitsproblem. Daher erwarten sie von Außenstehenden eher Unverständnis oder Schuldzuweisungen als Hilfe. Viele Männer sagen von sich auch nicht, sie seien Opfer. Sie können mit dieser Zuweisung nichts anfangen. Opfer von Gewalt zu sein lässt sich für sie nicht vereinbaren mit dem Bild unserer Gesellschaft von einem „richtigen Mann“. Viele Männer sind der Meinung, dass von ihnen erwartet wird, stark zu sein und sich selbst helfen bzw. verteidigen zu können. Dies ist mit ein Grund, warum sehr wenige Männer Hilfe suchen und nur wenige den Weg in eine Beratungsstelle finden (Council of Europe 2005). 

Vom 21. bis zum 22. Juni 2019 fand am University College London (UCL) die Male Psychology Conference statt. Es folgt hier eine Zusammenfassung des Vortrages von Dr. Elizabeth Bates mit dem Titel „Men and their experience of domestic violence“.

Infolgedessen gibt es in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland auch dementsprechende Hilfe- und Schutzangebote. Natürlich darf deren Finanzierung nicht auf Kosten anderer Opfer gehen. 

Auch die Präambel der Istanbul Konvention konstatiert, „dass häusliche Gewalt Frauen unverhältnismäßig stark betrifft und dass auch Männer Opfer häuslicher Gewalt sein können“ und der nach Art. 1 fordert „umfassende politische und sonstige Maßnahmen zum Schutz und zur Unterstützung aller Opfer von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt“  Im erläuternden Bericht (I.1) wird häusliche Gewalt gegen Männer*, Kinder und Ältere als kaum be-achtetes Phänomen anerkannt, „das zu viele Familien betrifft, um ignoriert werden zu können“. Die Vertragsparteien werden in Artikel 2 explizit ermutigt, das Übereinkommen auf alle Opfer häuslicher Gewalt anzuwenden. Ergänzend werden die Vertragsparteien im Handbuch für Parlamentarier dazu aufgerufen, den „Geltungsbereich auf all jene Personen auszuweiten, die von häuslicher Gewalt bedroht oder betroffen sind. Dies gilt auch für männliche, minderjährige und betagte Opfer.“ In Artikel 4 Punkt 1 wird „jeder Person, insbesondere […] Frauen, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich [ein Recht] frei von Gewalt zu leben [zugestanden].“ (BFKM-D) 

In einem aktuellen Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt findet sich folgende Punkte 

2) „Stärkung des Zugangs der Opfer zur Justiz und ihres Rechts auf angemessenen Schutz. Auch wenn der Schwerpunkt des Vorschlags in erster Linie auf Formen von Gewalt liegt, von denen Frauen unverhältnismäßig stark betroffen sind, schließt er nicht aus, dass Männer oder Personen mit nichtbinärer Geschlechtsidentität Opferrechte in Anspruch nehmen können, wenn sie Opfer solcher Gewalt werden, einschließlich häuslicher Gewalt. Es wird auch vorgesehen, dass nationale Stellen wie Gleichstellungstellen für die Unterstützung und Beratung von Opfern von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, die beide schwerwiegende Formen der Diskriminierung von Frauen zuständig sind;

3) Bereitstellung von Opferhilfe

4) Verhütung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt

Wenn wir also Taten (und ihre Opfer) von interpartnerschaftlichen bzw. häuslicher Gewalt vermeiden bzw. verringern wollen, so ist es wichtig folgende drei Ebenen zu unterscheiden

  • Auf der gesellschaftlich – politischen Ebene sind patriarchale Strukturen und deren Privilegien sichtbar zu machen und aufzulösen. Männer sollen sichtbar Solidarität zeigen und sich auch aktiv einbringen.
  • Auf der strukturellen Ebene der Dienste sind auch für die 20 – 25% männliche Opfer entsprechende Angebote (Beratung / Schutzwohnungen) bereitzustellen
  • Auf der fallbezogenen Ebene darf es zu keinen rollenstereotypischen Vorverurteilungen bzw. Diskriminierungen kommen, sondern ist mit der gebotenen professionellen Distanz und ethischen Grundhaltung zu handeln. Das inkludiert auch eine Abstimmung der Interventionen entsprechend dem Schweregrad sowie auf alle in die Konfliktdynamik involvierten Personen ausgerichtet auf Deeskalation und Prävention.

Präventionsebenen und Interventionsmöglichkeiten

Die Primär-Prävention hat einen gewaltfreie(re)n Alltag zum Ziel. Eine aktive, fürsorgliche Vaterschaft senkt wissenschaftlich nachgewiesen den Testeron- und erhöht den Oxytocin Spiegel (Northwestern University in Illnois). Eine gleichmäßige Verteilung von Hausarbeit und Einkommen zwischen Mann und Frau verringert Gewalt in den Beziehungen (Studie des deutschen Frauenministeriums 2009). Eine paritätische Betreuung nach Trennungen zeigen eine ähnliche Wirkung (William Fabricius). Mediale Kampagnen wie z.B. MenCare, „Don’t be that Guy“ oder jene in Meran sensibilisieren und involvieren Männer. 

Die Sekundär Prävention soll vor unmittelbar bevorstehender Gewalt schützen Ein Beispiel ist die 7/24 Krisen Hotline für Männer „Männerinfo“ (Österreich) oder die Kampagne „Mann sprichts an“ sowie das Angebot „Väter in Krisen“. Ein Vorrang von qualifizierter Familien Mediation bei strittigen Trennungen kann ebenfalls dazu beitragen. Die „Mannbilder“ in Nordtirol bieten Gewalttätern ein Empathietraining an, hier ein Bericht zum Nachhören.

Die Tertiär Prävention dient der „Wiederherstellung“ nach erlebter Gewalt und soll Rückfälle vermeiden. In einer Evaluation über die Zufriedenheit mit dem Tatausgleichberichtet Birgitt Haller, wissenschaftliche Leiterin des IKF: „Mein zentrales Forschungsthema ist Partnergewalt gegen Frauen. Deshalb ist für mich ein besonders wichtiges Ergebnis, dass gerade diese Opfer bei vielen Fragen überdurchschnittlich positiv antworten“.

Die Istanbul Konvention empfiehlt folgende Schritte

1. Veränderung der Rollenbilder durch regelmäßige Kampagnen:

  • das vorherrschende dominante Männlichkeitsbild muss revidiert werden
  • es muss eine Weiterentwicklung der Geschlechtersensibilisierung jenseits traditioneller Klischees („Männer sind nur Täter“) erfolgen
  • es ist notwendig, dass männliche Schwäche und Verletzbarkeit auch von der Gesellschaft anerkannt wird (D 2004 in ASTAT Studie). 

2. Wissenschaftliche Erhebungen / Studien zur Datensammlung

3. Sensibilisierung bzw. angemessene Aus- und Weiterbildung von Berufsgruppen, welche mit den involvierten Personen arbeiten: Beratungseinrichtungen, Sanitätswesen, Polizei, Justiz, Sozialsprengeln, Medien usw.

4. Faire Aufteilung der budgetären Mittel zwischen den geschlechts-spezifschen Einrichtungen

„Etablierung gendersensibler Präventions- und Unterstützungsmaßnahmen gegen häusliche Gewalt für alle Geschlechter unter Berücksichtigung der Disparität der Gewaltbetroffenheit zwischen den Geschlechtern. Jede*r Betroffene häuslicher Gewalt muss angemessen Hilfe und Unterstützung erfahren – auch Männer*.“ 

Artikel 18 – 28: Allen von Gewalt betroffenen müssen die nötigen Informationen über Unterstützungsmöglichkeiten zugänglich sein. Eine telefonische Beratung bspw. muss rund um die Uhr in unterschiedlichen Sprachen zur Verfügung stehen. Zudem bedarf es einer ausreichen- den Versorgung mit gesundheitlichen und allgemeinen Hilfediensten sowie mit spezialisierten Beratungsangeboten und sicheren, leicht zugänglichen Schutzunterkünften. 

Angebot und Tätigkeit von väter aktiv zur Gewaltprävention: 

  • Öffentlichkeits- und Sensibilisierungsarbeit zur Veränderung traditioneller Rollenbilder z.B. Ausstellung, (Forum)Theater, Vätergeschichten, Väter Videos, 10 Tipps gegen Corona „Koller“ in verschiedenen Sprachen
  • Weiterbildung und Organisationsberatung zur stärkeren Einbeziehung von Vätern bzw. zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf z.B. audit
  • Begleitung und Unterstützung von Vätern beim „Papa werden – Papa sein – Papa bleiben“ z.B. in Geburtvorbereitungskursen, mit Vater-Kind Aktivitäten bzw. Beratung in Krisen- und Trennungssituationen

Ausblick: einige Ideen bzw. Projekte welche z.B. im Gleichstellungsaktionsplan Eingang finden könnten

Die Kosten der öffentlichen Hand für weitere Angebote werden wettgemacht durch die Senkung der Folgekosten häuslicher Gewalt für die öffentliche Hand (siehe auch Kostenstudien bei Häuslicher Gewalt – Prof. Dr. Petra J. Brzank)

Zukunft muss eine einfühlsame, offene und solidarische Zusammenarbeit sein, um schneller eine gerechtere, gewaltfreiere Gesellschaft zu erreichen (Monika Hauser)