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Bericht zur 6. ICSP Konferenz in Athen

Der 2014 gegründete International Council on Shared Parenting (ICSP) mit Sitz in Bonn ist ein internationaler Verein mit Einzelmitgliedern aus den Bereichen Wissenschaft, Familienberufe und Zivilgesellschaft. Zweck des Vereins ist zum einen die Verbreitung und Förderung wissenschaftlicher Erkenntnisse über die Bedürfnisse und Rechte („best interests“) von Kindern, deren Eltern getrennt leben, und zum anderen die Formulierung evidenzbasierter Empfehlungen zur rechtlichen, gerichtlichen und praktischen Umsetzung von Shared Parenting.

An der sechsten internationalen Konferenz über gemeinsame Elternschaft, die vom 5. bis 7. Mai 2023 in Athen (Griechenland) stattfand, haben über 200 Personen aus 34 Ländern in 4 Kontinenten teilgenommen. Referent*innen aus den Berufsfeldern: Justiz, Psychologie, Soziologie, Medizin, Sozialarbeit, Therapie, Mediation, Beratung etc … haben über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse bzw. Erfahrungen aus der Praxis vorgestellt und zur Diskussion gestellt. Das Geschlechterverhältnis bei den Vortragenden ausgewogen: 41 Frauen und 35 Männer

Aus Italien referierten:

  • Eraldo Olivetta PhD, Soziologe, Universität Turin,
  • Marco Poli PhD, Gender Studies an den Universitäten Turin + Antwerpen
  • Dr. Vittorio Vezzetti, Kinderarzt aus Mailand
  • Salvatore Dimartino, Rechtsanwalt + Präsident von „Mantenimento Diretto“

Päivi Hietanen aus Finnland stellte ein Programm der Freiwilligenhilfe von und für getrennte Eltern vor. 

Annelien Jonckheere aus Belgien präsentierte „Breaking patterns and circles”, ein Dekonstruktionstraining für Kinder vor, welche keinen Kontakt zum anderen Elternteil wollen (siehe auch You Tube Video Silvia Danowski-Reetz)

Ben Hine, Professor für angewandte Psychologie an der Universität von West London berichtete über die seine aktuelle Studie zur Gewaltprävention durch Analyse der Schwere eines Trennungskonflikts (Krise bis hin zum schon Family Zusammenbruch). Er verweist auf ein 11x höheres Suizidrisiko bei Vätern (als bei Müttern) nach Trennungen durch dominante Gefühle von Verlust bzw. Ohnmacht bei den Bereichen

  • Beziehung bzw. Kontakt zu Kindern
  • Rolle und Stellung als Vater gegenüber Partnerin / Umfeld / Gesellschaft
  • Finanzielle Situation (inkl. Wohnung)
  • Lebenssinn und -zufriedenheit

Nimmt man das erhöhte Femizidrisiko im Zuge von Trennungen dazu, zeigt sich die „Lebensnot-wendigkeit“ deeskalierender Interventionen bei hochkonflikthaften Trennungen.

In diesem Zusammenhang sprach auch Professorin Jennifer Harman, PhD, Abteilung für Psychologie an der Colorado State Universität (USA), dass Familienkonflikte geheilt bzw. gelöst werden müssen statt vor Gericht „Schuldige“ zu finden.

Die vollständigen Schlussfolgerungen (engl.) finden Sie hierhttps://athens-2023.org/wp-content/uploads/2023/05/CONCLUSIONS-2023.pdf