väter aktiv

Umfrageergebnisse

Ist das Glas nun halb leer oder halb voll?

Umfrage zu den Veränderungen in Familie und Arbeit durch die Corona Krise

Die momentane Situation rund um die Coronavirus Krise hat zu maßgeblichen Veränderungen vieler Lebensbereiche geführt. Die Sozialgenossenschaft „väter aktiv“ hat mit Unterstützung von it-concept in den letzten zwei Wochen eine Umfrage gemacht, um einen Einblick in die aktuelle Lage der Familien (vorrangig Väter) sowie der Unternehmen und Organisationen hinsichtlich der Veränderung der Rahmenbedingungen sowie der Realität von Homeoffice und Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erhalten. An der Umfrage haben 135 Personen teilgenommen (119 Männer, 16 Frauen) (85% aus der deutschen und 15% aus der italienischen Sprachgruppe), sie hatten überwiegend einen Studienabschluss (62). Ungefähr gleich viel Kinder werden zuhause (48) bereut bzw. gehen in den Kindergarten (59) oder zur Grundschule (53), in der Kita werden 2 betreut, 24 gehen in die Mittelschule bzw. 20 in die Ober- bzw. Berufsschule, 15 studieren und 5 sind berufstätig.

Die Teilnehmenden kamen aus aus allen Branchen (je ca. 15% öff. Sektor, Industrie, Handel, Handwerk … bei den Arbeitnehmern bzw. 27% Handwerk, 20% sonstiges, 13% Handel und je 10% Industrie bzw. Soziales bei den Betrieben). Die Betriebsgrößen waren bei den Arbeitnehmern gleich verteilt, bei den Betrieben überwogen jene mit unter 20 Mitarbeiter_innen.

Stärkung der Beziehung der Väter zu den Kindern

Für ca. 40% der Väter hatte die Krise eine positive Auswirkung auf die Beziehung zu ihren Kindern, 84 Väter haben in diesem Bereich aus der Krise gelernt. 58 Väter haben etwas im Bereich der Partnerschaft gelernt, auf die Rollenaufteilung hatte dies nach ihrer Selbsteinschätzung jedoch bei sehr wenigen (18%) eine positive oder sehr positive Auswirkung.

Aufteilung der Kinderbetreuung

Die Kinderbetreuung hat sich von der Partnerin, den Großeltern in einem anderen Haushalt und externen Angeboten hin zu Partnerin, Betreuung durch Partner während Home office bzw. während Kinder schlafen verlagert. Interessanterweise hat sich die Hauptverantwortung für die Kinderbetreuung bei den Vätern fast verdoppelt, die Betreuung zu gleichen Teilen hat zugenommen und die Hauptverantwortung der Mütter abgenommen. 

Zeitaufwand für Haus und Familienarbeit

Bei der gesamten Haus- und Familienarbeit gibt es die stärksten Veränderungen zur Zeit vor Corona beim mehr Kochen (60%), mehr Kinder füttern bzw. zu Bett bringen (je 45%), mehr Wecken und Anziehen bzw. Haushaltsarbeiten, Einkäufe und Besorgungen (je 40%), zurückgegangen sind die Behördenwege, die Fahrtdienste für die Kinder und die Kontakte zu den Betreuungs- bzw. Bildungseinrichtungen. Leider ist die Einschätzung über eine zukünftige Veränderung im Vergleich zur Zeit vor der Krise überschaubar: 40% der Väter wollen mehr Zeit für Ausflüge und Spielen, 25% mehr Zeit für die Kontakte zu den Betreuungs- bzw. Bildungseinrichtungen und je 20% in den Bereichen Fahrtdienste für die Kinder, Kochen und Füttern, Kochen für die Familie investieren.

Ökonomische Situation

Für ca. die Hälfte hat die Krise einen starken Rückgang des Einkommens bewirkt. Es gab 49 Nennungen zum Aufbrauchen von Urlaub bzw. Überstunden aufgebraucht, 32 zu Lohnausgleich, 20 zur Reduzierung der Arbeitszeit, 12 zur Nutzung der zusätzlichen gesetzliche Elternzeit, 9 zu zusätzliche Freitage des Betriebs und 22 Nennungen zu keiner Veränderung.

Situation in der Arbeit aus Sicht der Väter

39 Befragte blieben am Arbeitsplatz unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen, 40 arbeiten zum Teil am Arbeitsplatz und zum Teil im Home office, 41 ausschließlich im Home office und 39 praktizierten smart working (ortsunabhängig). Bei je 35 gab es Probleme einen ungestörten Arbeitsplatz zu finden bzw. ständig ausreichend guten Internetanschluss zu haben. 

Die berufliche Kommunikation lief bei 85 Befragten über Mail, SMS oder WhatsApp, 53 telefonisch bei Bedarf, 46 regelmäßig telefonisch, 44 Videotelefonie bei Bedarf und 40 über regelmäßige Videokonferenzen. Diese Kommunikationskanäle liefen für 67 problemlos, für 34 gab es Probleme bei der adäquaten Verwendung der verschiedenen Kommunikationskanäle, bei 24 mit der Sitzungs- und Gesprächskultur und 17 klagten über Probleme bei der Anerkennung bzw. die Fehlerkultur (für die bzw. bei der Umstellung) durch die Führungskräfte. 

Die meisten (61) Befragten erhielten folgende Unterstützungen vom Betrieb: Informationen, 38 technische Ausstattung, 18 telefonische Beratung, 17 Weiterbildungen, 7 eine Weitervermittlung an andere Unterstützungsdienste, 5 psychologische Beratung und 45 keine krisenspezifische Unterstützung. Für die meisten (68) gab es keine Probleme, bei 31 gab es in der Kommunikation mit den Führungskräften Schwierigkeiten, bei 20 in der Einhaltung des Arbeitsschutz, bei 17 mangelte es an den Vorkenntnissen zur Nutzung technischer Kommunikation und bei 9 waren die Vertretungsregelungen nicht ausreichend. Finanzielle Unterstützung gab es vereinzelt aus Firmenmitteln (4) bzw. durch Weitervermittlung (4) oder mittels Gutscheinen (1) oder sonstige Maßnahmen (8). Die meisten (35) klagten über unklare Informationen bei den gesetzlichen Unterstützungen, 19 über bürokratische Hindernisse beim Zugang (Einreichen) und 17 über die langen Zeiten bis zur Auszahlung.

Situation in der Arbeit aus Sicht der Betriebe:

Für 15 Betriebe hat die Krise keine Auswirkung auf ihr Geschäftsmodell, 9 entwickeln neue Produkte oder Dienstleistungen, 4 stellen ihren Vertrieb um. Die meisten Betriebe (17) haben Mitarbeiter in Kurzarbeit (Lohnausgleich) geschickt, bei 13 wurden urlaub und Überstunden aufgebraucht, 7 haben die Arbeitszeit reduziert, bei 5 haben die Mitarbeiter die zusätzliche gesetzliche Elternzeit genommen, weitere 5 haben zusätzliche Freitage gewährt. Probleme gab es bei der Einhaltung von Fristen und Terminen (7), bei der Arbeitszeitverteilung (7), bei der Anpassung des Arbeitsvolumens an die geänderten Arbeits- bzw. Anwesenheitszeiten, bei der Änderung der Arbeitsverträge (5), beim Aufbrauchen der Überstunden (3), Arbeitszeitaufzeichnungen (2), bei der Lohnausgleichskasse (1) und bei 7 gab es keine Probleme. 

15 Betriebe gewährten eine Aufteilung auf Anwesenheit am Arbeitsplatz und Home office, bei 10 Betrieben Umstellung auf Home office, bei 9 wurde smart working eingeführt, bei 11 wurde am Arbeitsplatz unter Sicherheitsauflagen weitergearbeitet und bei 3 gab es keine Veränderung. Bei 13 Betrieben gab es Probleme mit der technischen Ausstattung der Arbeitnehmer_innen, bei je 10 mit dem Internetanschluss bzw. den Serverkapazitäten bzw. mit der technischen Ausstattung des Betriebs (Intranet, Cloud, Sharing Programme, …). 

Die Veränderung der Kommunikation und der damit zusammenhängenden Probleme deckt sich großteils mit der Sicht der Arbeitnehmer. Das gleiche gilt für die Unterstützung der Mitarbeiter_innen. 

Zukunftsaussichten

65% der befragten Arbeitnehmer (Väter) schätzen die unmittelbare Zukunft schlechter oder sehr schlechter ein. Bei den befragten Unternehmen sind es ebenfalls 70%. Trotzdem hat dies sowohl aus der Sicht der Arbeitnehmer als auch der Betriebe keine Auswirkung auf das Betriebsklima. 

27% der Väter haben Bedarf nach persönlicher Beratung bzw. Coaching, 10% in der Beziehung zu den Kindern, 5% in finanziellen Belangen und 4% als Paar.

Gelernt aus der Krise haben die meisten Betriebe im Bereich Kommunikation / Meetings / Dienstreisen (18), Arbeitsorganisation (16), Arbeitszeit und -ort (14), soziale und gesundheitliche Aspekte (8). Unterstützungsbedarf haben 37% der Betriebe im finanziellen Bereich, 28 % im Bereich Vereinbarkeit von Familie und Beruf, 16% organisatorisch und 12% haben keinen Unterstützungsbedarf. Nachgefragt sind Angebot der Weiterbildung für Führungskräfte (6) und Mitarbeiter_innen (9), des Coachings (6/5) bzw. der Organisationsberatung (5/2).